Çer Lerock's Comedia Humana KOMMENTARE Stell dir mal vor, wir gehen heute zusammen auf so eine Art Spurensuche, eine mentale Rekonstruktion könnte man sagen. Okay. Unsere Basis dafür sind ziemlich fragmentarische Quellen, also Notizen von einem Dr. Voss und dann noch eine Dissertation, die ist von 2149 von Ayron Daleth. Und im Kern geht es um Çer Lerock's Comedia Humana. Das ist wie eine psychologische Landkarte unserer Zivilisation im Anthropozän. Die Quellen beschreiben da eine Gesellschaft, die irgendwie kurz vorm Kollaps steht. Stichworte sind Realitätsüberladung und zivilisatorische Fehlentwicklung. Ziemlich heftig. Wir versuchen mal das Wichtigste für dich rauszuziehen. Genau. Und der Ausgangspunkt, also wo alles losgeht, ist Lerochs erste Dissonanz. Das war wohl im Dezember 2048. Okay. Und das war anscheinend mehr als nur sein persönlicher Datenkollaps. Dr. Voss meint, das war wie ein Symptom für einen systemischen Bruch. Ein Spiegelbild quasi. Ja, genau. Das große Versprechen, dieses kollektive Narrativ vom ewigen Wachstum, das ist da wohl zerfallen. Hm. Und Lerock's Reise danach, die wurde angeblich durch ein quantisches Flüstern ausgelöst. Ein was Quantisches Flüstern Ja, keine Ahnung, vielleicht so eine Art plötzliche tiefe Einsicht oder ein Signal aus diesem ganzen Datenrauschen. Jedenfalls ist die Reise sein Versuch, in dem Chaos wieder Orientierung zu finden, einen Weg zu etwas, das die Quellen Zeitbasis Alice nennen. Okay, also persönlicher Kollaps spiegelt die Gesellschaft und dann die Suche nach, ja, dieser Zeitbasis Alice. Klingt schon fast mystisch, oder Ja, stimmt. Aber die Reise fängt ziemlich düster an, habe ich gelesen. Es geht erstmal runter ins sogenannte Kapitalinferno. Was, was ist das genau Also außer der Anspielung auf Dante. Naja, die Struktur ist wie bei Dante, klar, aber der Inhalt ist modern. Also statt theologischer Sünden geht's bei Laroque um kollektive moralische Pathologien. Okay, Pathologien. Die neuen Kreise sind dann wie, wie soll ich sagen, Fraktale des Anthropozäns. Also Muster von Gesellschaftsproblemen, die sich immer wiederholen. Er nennt sie auch études de mœurs, also Sittenstudien. Sittenstudien klingt ja fast harmlos, aber im Inferno... Ja, der Kern, die zentrale Sünde ist eben nicht einfach nur Gier. Es ist dieser kultische Tanz ums goldene Kalb der Wertschöpfung. Wertschöpfung, das klingt doch erstmal gut. Hier nicht, nein. Es ist fast nur der finanzielle Profit gemeint. Dem wird alles untergeordnet. Wie eine Art, ja, Ersatzreligion. Ah, okay. Die Quellen nennen das die kalte Glut der Kommerzialisierung. Ziemlich bildhaft. Und die Strafe dafür Der Kontrapasso bei Dante Genau, der Kontrapasso. Der wird bei Lerock's zum Algorithmus der Selbstentfremdung. Selbstentfremdung, wie meint er das Naja, das System bestraft sich quasi selbst, indem es die Menschen von sich selbst entfremdet, voneinander, von der Natur. Dr. Voss schreibt dazu, es ist eine Anatomie des Selbstbetrugs. Das System hält sich praktisch selbst gefangen in seiner Logik. Krass. Ein selbstzerstörerischer Algorithmus und da tauchen dann laut den Quellen auch Leute wie Marx oder Adam Smith als Zombies auf. Das ist ja provokant. Sind die nur Karikaturen. Ich glaube weniger Karikaturen, mehr so tragische Figuren. Sie sind eben Zombies des selben Systems, gefangen in dieser Logik. Es soll wohl zeigen, wie selbst ursprünglich tief gedachte Ideen in diesem Lichtermorast der algorithmischen Realität, so heißt es, wie die da pervertiert werden können. Und das zieht sich durch, auch Bürokratie, sogar Sozialarbeiter werden als Teil von diesem fehlerhaft programmierten Betriebssystem beschrieben. Ein System, das auf Konkurrenz basiert, nicht auf Empathie. Und das fördert dann ein entmenschlichtes Menschenbild. Puh. Das ist schon ein düsteres Bild, wie Systeme uns prägen können. Aber du sagtest ja, Lerock's Reise endet nicht im Inferno. Was kommt danach, nach dieser Konfrontation mit dem Selbstbetrug. Gibt's da einen Ausweg Ja, der Weg führt dann durch die Post-Realität. Das ist wie ein Fegefeuer, aber… Aber keine einfache Läuterung Genau, es ist eher eine Phase der schmerzhaften Konfrontation mit Wahrheitssplittern, mit verlorenen Mythen, geplatzten Utopien. Okay. Hier geht es darum, diese ganze Zersplitterung auszuhalten, die Widersprüche zu reflektieren, ohne gleich wieder nach einfachen Antworten zu suchen. So ein Prozess des Illusionierens, aber vielleicht auch des Neusortierens. Also keine schnelle Lösung, sondern das Aushalten von Komplexität. Und wohin führt das dann Führt das zur Zeitbasis, Alice, oder zu diesem Translucider Was ist das, ein Paradies Nein, kein Paradies im klassischen Sinn. Eher eine visionäre Synthese, so wird es beschrieben. Ein Zustand erweitertem Bewusstseins. Translucider, das Durchscheinende. Genau. Das deutet vielleicht darauf hin, dass man Muster und Verbindungen erkennt, die vorher unsichtbar waren. Und Empathie wird hier als zentraler Schlüssel genannt. Empathie. Als Gefühl oder mehr Mehr als das. Eher als Wahrnehmungs- und Handlungsprinzip. Und die Zeitbasis Alice könnte damit zusammenhängen. Vielleicht ein Zustand von kollektivem Bewusstsein, das eben nicht linear auf Wachstum fixiert ist, sondern auf vernetzter Empathie. Und vielleicht auch auf einem anderen Zeitverständnis basiert. Hm, wie meinst du das Naja, vielleicht eine Art Seitwärtswahrnehmung der Verbindungen, statt immer nur vorwärts in diesem Hamsterrad des Wachstums. Verstehe. Eine Reise also vom systemischen Kollaps durch diese schmerzhafte Konfrontation mit den Bruchstütten unserer Realität hin zu einem potenziell neuen, empathischeren Bewusstsein Ziemlich umfassend, das Ganze. Ja, das ist so die Essenz, die man aus diesen fragmentarischen Quellen über Leruchs Werk ziehen kann. Es ist Diagnose, Warnung, aber eben auch eine Suche. Eine Suche nach etwas jenseits dieses Betriebssystems der Selbstzerstörung. Und dass wir eben nur Fragmente haben, das spiegelt ja vielleicht auch die Verwirrung dieser Epoche wider, die Leroch da beschreibt. Was bleibt also hängen Vielleicht als Gedanke für dich zum Mitnehmen, diese Frage, die Dr. Voss aufwirft, finde ich spannend. Wie sehr ähneln eigentlich unsere eigenen Algorithmen, also unsere Denkmuster, unsere gesellschaftlichen Routinen, unsere Wirtschaftssysteme diesem Kapitalinferno. Gute Frage. Laufen wir vielleicht selbst auf einem Betriebssystem, das, na ja, dringend ein Update bräuchte oder vielleicht sogar einen kompletten Neustart Etwas zum Nachdenken für dich.